Die Großen des rheinischen Karnevals bei den Närrischen Rittern Westerwald: eine Karnevalssitzung als Hommage und Highlight
Herschbach. Die 34. Herrensitzung, eine der besonderen Art, brachte wieder wie jedes Jahr das Haus Hergispach in Herschbach zum Beben. Um 14.11 Uhr formierten sich die Westerwaldsterne, das Tanzkorps Blau-Weiß Uckerath um die Närrischen Ritter Westerwald, untermalt vom Westerwaldlied, in die Narhalla zu geleiten.
Marius Schenkelberg übernahm die Anmoderation und erklärte, warum dies heute eine besondere Sitzung sei. Der langjährige Sitzungspräsident Hartmut Pfeifer, der 29 Jahre die Herrensitzung prägte, war am 8. November 2024, einen Tag vor der Prinzenproklamation, der KG Herschbach, plötzlich verstorben. Dies stellte nicht nur Herschbach, sondern auch die von ihm getragenen Vereine unter Schock. Im Gedenken an Hartmut sollte daher bei der heutigen Sitzung sein Platz auf der Bühne unbesetzt bleiben. Nikolai Hehl und Michael Kölsch, Mitglieder der Närrischen Ritter übernahmen daher vom Bühnenrand aus gemeinsam mit Marius Schenkelberg die Moderation. Zunächst rezitierten sie posthum eine gereimte Begrüßung, die Hartmut Pfeifer schon im Oktober geschrieben hatte.
Eng getacktesnärrisches Sitzungsprogramm
Nach dieser emotionalen Einführung stieg man dann aber in das eng getackte närrische Sitzungsprogramm ein:
Leony La Roc, die auch schon im letzten Jahr die Männerwelt bei ihren Ankündigungen der einzelnen Vorträge in Begeisterung versetzte, kam diesmal zunächst als pralle dicke Frau mit Kittelschürze und Lockenwicklern um das Duo „Der Een un der Anne“ anzukündigen.
Dieses herrliche humoristische Duo zog sofort das Publikum mit Bemerkungen wie“ du glitzerst wie ne Folienkartoffel“, und „euer Tisch ist sicher Bauer sucht Frau“ mit ein und brach damit den Bann. Mit Kalauern wie „ich kann Marmelade kochen“ dafür gehe ich in eine Bäckerei, kaufe zehn Berliner und schäle sie“ und lebendigen Dialogen, spontanem Witz, herrlicher Gestik und Mimik und gelebter Selbstironie „Ich habe mir einen Hula Hoop Reifen gekauft…passt, „ich hatte demenzene Hochzeit, was ist das… keine Ahnung“ erhielten sie die erste Rakete und konnten ohne Zugabe nicht von der Bühne gehen.
Und dann wurde es laut, elf Blechblasinstrumente eroberten die Bühne. Mit den Worten“ wir wollen euch tanzen sehen“ nahm Knallblech ,eine Bonner Brassband, die Bühne ein. Hüpfend und springend zeigten sie eine fulminante Show, die auch die letzten Männer im Saal von ihren Stühlen riss. In der Karnevalszeit spielen sie auf über 150 Veranstaltungen und gehen in diesem Jahr auch auf Tournee. Knallblech selbst gab nach ihrem Auftritt ein Lob an die Karnevalisten im Saal ab „endlich mal eine Sitzung mit Stimmung“.
Manni der Rocker, den Männern im Saal schon aus früheren Sitzungen bekannt, wie immer ein Original, knallhart und direkt nahm die Männer sofort für sich ein als er sagte „was brauchen wir Mainz, Köln oder Düsseldorf, wenn wir das Haus Hergispach haben“.
Selbstironie wie „am liebsten trinke ich freitags, dann kann ich sonntags gut ausschlafen“, oder „man ist solange nicht besoffen, wie man am Boden liegen kann, ohne sich festzuhalten“ heizte die Stimmung weiter an. Mit seiner lockeren, süffisanten Art wurde er von den Männern gefeiert.
Sechsfache deutscheMeister im karnevalistischen Showtanz auf der Bühne
Ein absolutes Highlight des Nachmittages war die High Energy Showtanz Gruppe mit ihrem Tanz „Gefallene Engel- Die letzte Versuchung“. Als sechsfache deutsche Meister im karnevalistischen Showtanz mit 25 Tänzerinnen, drei Tänzern und einer Sängerin, Jessie Müller, zeigten sie einen hochklassigen, temperamentvollen Showtanz mit akrobatischen Hochleistungen und einer ausgefeilten Choreographie. Melodien wie „Sweet Caroline“, Hello again“ und „Ich liebe das Leben“ animierten auch die Herren zum Mitsingen.
Ein absoluter Gänsehautmoment kam auf, als ihre Musikanlage ausfiel und sie dann getragen vom Stakkato des Applauses der Männer im Saal und selbst singend ihren Tanz perfekt zu Ende brachten. Das war Professionalität auf höchstem Niveau.
Mittlerweile zum Herzstück der Herrensitzung gehören die Westerwaldsterne, das Tanzcorps aus Uckerath. Gardetanz meisterhaft trainiert, präzise und tänzerische Hochleistungen und ein perfektes Körpergefühl bringen den Saal immer zum Toben. Dieses Mal wurde der Auftritt noch getoppt als ihr erster Vorsitzender, Andreas Becker, einen Herren aus dem Publikum auf die Bühne bat und dieser von den Tänzern in den Genuss kam dreimal hoch in die Luft geworfen zu werden. Die Begeisterung der Männer war diesem unerwartetem Act gewiss.
Originell, kurzweilig und ein bisschen durchgeknallt nahmen die sechs Männer der Band Tacheles die Karnevalisten mit auf ihre Kreuzfahrtroute. Mit Titeln wie „Hey Jude“ und „Trink doch einen mit“ animierten die exzentrischen Charaktere das Publikum zum Mitmachen, unter dem Motto „Alles kann- Stimmung muss“.
Weiter ging es mit Kölsch Club der Hausband, die schon den ganzen Nachmittag die Sitzung begleitet hatte. Jetzt war ihre Zeit für den eigenen Soloauftritt gekommen und sie konnten das Stimmungslevel im Saal weiter anheizen indem sie mit Liedern wie „Wenn am Himmel die Sterne tanzen“, die Handytaschenlampen zum Leuchten brachten. Mit dem Tommi Songtext „Da, wo mer zusamme groß jeworde sin, da ziehn mer alle irgendwann wieder hin“, beendeten sie, nicht ohne Zugabe, ihren Soloauftritt, um dann wieder weiter als Begleitband zu musizieren.
Marius Schenkelberg, in seiner eigenen Art, mit Federboa, kündigte dann den letzten erotischen Moment der Herrensitzung an.
Leony La Roc, eine Kölner Burlesque Künstlerin, die während des Nachmittags immer wieder in ausgefallenen Outfits die einzelnen Künstler mal als rote Rose oder im goldenen Engelskostüm ankündigte zeigte beim Tanz an der Stange, dass sie nicht nur gut aussieht sondern auch durch starke Akrobatik, ihrem perfekten Körpergefühl ,Posings und Bewegungen den närrischen Pulsschlag der Herren steigen lassen kann.
In Gedenken an den verstorbenen Sitzungspräsidenten Hartmut Pfeifer, wurde mit etwas Wehmut und vielen Emotionen zum Ende der Sitzung das Lied „Oos Herschber Fastnacht“ gemeinsam mit den Karnevalisten der KG Herschbach und den Gästen auf der Bühne angestimmt und als Gruß an ihn in den Himmel geschickt.
